Erfahrungsberichte von Frauen in der Familienplanung, bei denen in der Krebsvorsorge ein auffälliger Befund gestellt wurde, sind häufig von Unsicherheit und Frust geprägt. Nach einem gemeinsamen Aufruf mit der Anti-Krebs-Aktivistin Myriam von M. erzählten uns viele Frauen ihre Geschichte. Einige erlebten nach einer durchgeführten Konisation Risikoschwangerschaften oder sogar Fehlgeburten. Sie berichteten von Schuldgefühlen und der Angst vor einer erneuten Schwangerschaft, obwohl sie gern ein (weiteres) Kind bekommen würden.

Auffälliger Befund: Auswirkungen auf die Familienplanung

Treten Auffälligkeiten in der Gebärmutterhalskrebsvorsorge auf, wie beispielsweise ein auffälliger Pap-Befund oder ein positiver HPV-Test, kann dies zu psychologischen Belastungen führen. Dies zeigt eine neue Studie [1], für die 3.753 Frauen befragt wurden.

  • Danach ist nahezu jede zweite Frau psychologisch stark von den Risiken einer Konisation belastet.
  • Bei knapp einem Drittel der Befragten hat die Überlegung, eine Konisation durchführen zu lassen, starken Einfluss auf die Familienplanung.

Die Unsicherheit der Frauen ist unter anderem auf die Methode des „Kontrollierten Zuwartens“ zurückzuführen. Festgestellte Auffälligkeiten am Gewebe heilen häufig von alleine wieder aus. Daher werden sie oft über einen langen Zeitraum mit wiederholten Tests beobachtet. Bei Frauen, die noch nicht mit der Familienplanung abgeschlossen haben, kann sich so das Gefühl einstellen, dass ihnen wertvolle Zeit verloren geht. Auch das Wissen darum, dass sich Gebärmutterhalskrebs über viele Jahre entwickelt, kann die Frauen mit Kinderwunsch unter Zeitdruck setzen. So kann es sein, dass die Frau so schnell wie möglich schwanger werden möchte, bevor der vermeintlich schlechte Befund des Gebärmutterhalsabstriches noch weiter fortschreitet.

Gibt es einen Zusammenhang von Konisation und Frühgeburt?

Bleiben die Untersuchungsergebnisse auffällig oder verschlechtert sich der Befund, verdichten sich somit die Anzeichen für eine Krebserkrankung. In dem Fall kann vom Arzt eine Konisation empfohlen und durchgeführt werden. Dabei wird der Gebärmutterhals kegelförmig ausgeschnitten [2].

Es ist umstritten, ob es einen direkten Zusammenhang zwischen einem solchen Eingriff und späteren Frühgeburten gibt. Verschiedene wissenschaftliche Studien legen jedoch nahe, dass das Risiko für eine Frühgeburt nach einer durchgeführten Konisation zunimmt.

Beispielsweise zeigen Studienergebnisse von 2010 [3]:

  • Jede dritte Frau, bei der zwei solcher Eingriffe durchgeführt wurden, erlebten eine Frühgeburt vor der 37. Schwangerschaftswoche. Von den Frauen mit einer Konisation passierte dies elf Prozent, ohne Konisation vier Prozent.
  • Extreme Frühgeburten vor der 28. Schwangerschaftswoche kamen bei drei Prozent der Frauen vor, die zwei Konisationen durchführen ließen. Von den Frauen mit einer Konisation war es ein Prozent, von denen ohne einen Eingriff 0,3 Prozent.

Entsprechend nachvollziehbar ist es, dass betroffene Frauen beunruhigt sind, wenn sie eine erste oder weitere Schwangerschaft planen.

Anzeichen von Gebärmutterhalskrebs: Schwangerschaft nicht unmöglich

An dieser Stelle ist es wichtig festzuhalten, dass Auffälligkeiten in der Gebärmutterhalskrebsvorsorge dem geplanten Familienzuwachs nicht grundsätzlich im Weg stehen. Hier gilt es, die Anzeichen genau zu deuten. Eine Infektion mit Humane Papillomaviren (HPV) kann Krebs auslösen, das muss jedoch nicht geschehen. Ein Großteil der Frauen hat in ihrem Leben eine HPV-Infektion, die meist völlig unbemerkt von allein wieder ausheilt. Ein zusätzlicher auffälliger Pap-Befund kann sich zudem nicht nur verschlechtern, sondern auch verbessern. Nur selten entsteht wirklich Krebs. Gebärmutterhalskrebs entsteht über verschiedene Vorstufen. Er kann bereits in einem frühen Stadium entdeckt werden. In diesem Fall ist die Krebserkrankung fast immer heilbar. Die Gebärmutter selbst bleibt erhalten und nimmt keinen Schaden.

Deutlich wird, dass regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt während der Familienplanung bereits vor einer Schwangerschaft dazugehören. Bei auffälligen Pap-Befunden oder HPV-Infektionen können molekularbiologische Verfahren dabei unterstützen, herauszufinden, ob diese Auffälligkeiten tatsächlich auf eine zu behandelnde Krebsvorstufe oder bestehende Krebserkrankung zurückzuführen sind. Die Zeit der engmaschigen Kontrolle beim Frauenarzt kann somit deutlich verkürzt und klare Vorgehensweisen schnell beschlossen werden. Auch können so im Einzelfall operative Eingriffe wie eine Konisation verhindert werden.

 

Quellen

[1] Jentschke et al. (2020): Psychological distress in cervical cancer screening: results from a German online survey, in: Archives of Gynecology and Obstetrics 302:699–705.

[2] https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/leben-mit-krebs/kinderwunsch-und-krebs/erhalt-der-fruchtbarkeit.html

[3] Ørtoft et al. (2010): After conisation of the cervix, the perinatal mortality as a result of preterm delivery increases in subsequent pregnancy, in: BJOG 117:258–267.

 

Titelfoto: Africa Studio/Shutterstock.com

Von einem Moment auf den anderen wurde aus dem aktiven, leidenschaftlichen Polizisten Dirk Rohde ein Krebspatient, der um sein Leben kämpft. Inzwischen hat er diesen Kampf gewonnen und eine neue Leidenschaft entdeckt. Mit Leib und Seele ist der Krebsblogger alias Don nun für andere Krebspatienten da. Doch wie entwickelt sich aus einem persönlichen Schock so eine produktive Energie? Wir haben nachgefragt.

Herr Rohde, Ihr Blog auf Facebook heißt „Schockdiagnose Krebs. Plötzlich ist alles anders.“, auf Instagram sind sie als don.ro unterwegs. War es für Sie nach ihrer Diagnose sofort klar, dass Sie Ihr Erlebtes mit der Öffentlichkeit teilen wollen?

„Die Krebsdiagnose war für mich tatsächlich ein Schock. Ich bin mit einer Delle am Hals zum Arzt, der Verdacht einer Zyste stand im Raum. Dann stellte sich plötzlich heraus, dass ich einen Kopf-Hals-Mund-Tumor, genauer einen Tumor am Zungengrund habe. Das bedeutet: sehr komplizierte Operationen, begleitet von Strahlen- und Chemotherapie. Meine Prognose war zunächst nicht sehr gut. Die Therapie war für mich sehr qualvoll. Für die Behandlung habe ich einen Tunnelblick entwickelt. In dieser Situation hätte ich selbst kaum Hilfe annehmen, geschweige denn einen Blog schreiben können. Nach so einer Behandlung sind viele Patienten seelisch angeschlagen. Ich hatte das Bedürfnis, mir das Erlebte von der Seele zu schreiben. Damit habe ich erst Monate danach angefangen. Erst war der Blog nur für mich und Freunde gedacht, um das Erlebte zu verarbeiten. Dass ich damit so eine öffentliche Wirkung erzielen würde und Krebsblogger werden würde, war überhaupt nicht beabsichtigt.“

Sie haben aktuell rund 18 000 Abonnenten auf Facebook – Tendenz steigend. Wie fanden die alle zu Ihnen?

„Als ich in der akuten Situation war, hatte ich niemanden, mit dem ich über die Krankheit reden konnte. Ich habe gegoogelt, aber irgendwann war ich es leid nur noch zu lesen, wie schlecht meine Aussichten sind. Mein Blog ist da anders. Ich war vor der Krebserkrankung Polizist und habe den Wiedereinstieg in den Beruf geschafft. Ich bin wieder als Motorradpolizist unterwegs. Das zeige ich auf meinem Blog. Hoffnung ist ein ganz wichtiger Bestandteil, denn ich bin ein Betroffener, der als geheilt gilt.“

Sie stehen wieder fest im Berufsleben. Nebenbei engagieren Sie sich ehrenamtlich stark für Krebspatienten, beispielsweise leiten sie eine Krebsselbsthilfegruppe in Köln. Wie kam das?

„Das baute sich alles langsam über Monate auf. Ich hatte mich beim Patientennetzwerk Kopf-Hals-M.U.N.D.-Krebs e.V.  angemeldet. Dann wurde ich gefragt, ob ich nicht eine Selbsthilfegruppe in Köln gründen wolle. Ich wusste noch gar nicht, wie man eine Gruppe führt und sagte trotzdem zu. Außerdem erreichen mich über meinen Blog immer wieder Anfragen von Krebspatienten oder deren Angehörige. Mittlerweile bin ich ehrenamtlich Patientenbetreuer, isPO -Onkolotse, leite eine Selbsthilfegruppe und engagiere mich in der Kinderkrebshilfe.“

Herr Rohde, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin alles Gute für Ihre Arbeit!

Fotos: privat: Dirk Rohde

Umgangssprachlich wird eine Sepsis auch als Blutvergiftung bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Infektion, die den ganzen Körper betrifft. Das Gefährliche daran: Im Kampf gegen die Infektion greift das Immunsystem auch körpereigene Organe an. Die schlimmste Folge kann ein lebensbedrohliches Multiorganversagen sein. Umso wichtiger ist es, die Ursachen und Symptome einer Sepsis zu kennen. 

Eine Sepsis ist nicht immer leicht zu diagnostizieren. Jährlich treten in Deutschland rund 280 000 Sepsisfälle auf. Rund ein Drittel enden tödlich. Bei einer Infektion gelingt es dem Immunsystem normalerweise den Entzündungsherd örtlich zu begrenzen. Tritt eine Sepsis auf, konnten die Erreger die lokale Begrenzung allerdings durchbrechen und breiten sich im gesamten Blutkreislauf aus.

Sepsis: Ursachen einer Sepsis

Grundsätzlich kann jede Infektion, ob mit Bakterien, Viren oder Pilzen, eine Blutvergiftung auslösen. Wenn die Krankheitserreger eines lokal begrenzten Infektionsherds in den gesamten Blutkreislauf gelangen, entsteht eine Sepsis. Entgegen der weit verbreiteten Meinung muss diese nicht durch eine äußere, sichtbare und infizierte Wunde entstehen. Infektionen wie eine Lungenentzündung oder ein entzündeter Zahn können ebenso zu einer Sepsis führen, wie offene Wunden durch Verletzungen. Eine Sepsis kann jedoch auch die Folge einer Komplikation nach einem chirurgischen Eingriff sein.

Symptome einer Sepsis

Tritt eine Sepsis auf, zählt oft jede Minute. Leider ist es jedoch nicht immer einfach, diese zu erkennen. Sehr hohes Fieber, Schüttelfrost, aber auch Untertemperatur können auf eine Sepsis hindeuten. Auch Herzrasen oder eine beschleunigte Atmung können Symptome einer Blutvergiftung sein. Oft ähneln die Symptome einem normalen grippalen Infekt, bis sich der Zustand des Patienten schlagartig verschlechtert. Betroffene sollten unverzüglich ein Krankenhaus aufsuchen. Für Ärzte ist es nicht sofort vorher zu sehen, ob sich aus einer scheinbar harmlosen Infektion eine lebensbedrohliche Sepsis entwickeln wird.

Das Immunsystem spielt eine große Rolle

Besonders gefährdet sind Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Das Risiko für eine Blutvergiftung steigt beispielsweise bei der Einnahme bestimmter Medikamente, Diabetes mellitus, einer Krebserkrankung oder nach einer Operation. Es besteht allerdings auch eine Annahme, dass manche Menschen durch eine Sepsis eine unvorhersehbare Immunschwäche ausbilden und somit für lebensbedrohliche Folgeinfektionen anfällig sind. Aus diesem Grund forschen wir als Teil eines EU-Konsortiums Diagnosemöglichkeiten, um herauszufinden, welche Patienten besonders gefährdet sind, eine solche Immunschwäche auszubilden.

Auch diesen Monat verrät uns die österreichische Foodbloggerin Claudia Braunstein wieder eines ihrer tollen Rezepte. Das Besondere daran: Ihre Rezepte eignen sich hervorragend für Menschen mit Schluckstörung! Heute erzählt uns Claudia Braunstein, wie sie Zwetschgen trotz Schluckstörung genießt.

Gastbeitrag von Claudia Braunstein:

Lieber Leserinnen und Leser,

Powidl, was für ein hübsches Wort. Da kommen Erinnerungen an meine Kindheit hoch. Powidl oder auch Zwetschgen genannt, hat meine Oma im September immer eingekocht. Powidl benötigt man für Buchteln oder Germknödel, die vermutlich jeder Skifahrer irgendwann einmal in einer Skihütte verkostet hat. Achja Germknödel, Hefeklöße würde man wohl nördlich von Bayern sagen. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob man diese Speise überhaupt außerhalb des Alpenraumes kennt.

Und dann noch die beliebten Pofesen. Das sind Arme Ritter, die man mit Powidl herstellt und dann nicht zu vergessen Powidldatschgerl, die kennt man im Wiener Raum und werden aus Kartoffelteig geformt und mit dem Fruchtmus gefüllt.

Zwetschgen trotz Schluckstörung: anders kombinieren

Lauter Herrlichkeiten, die man oftmals mit Schluckstörungen, Dysphagien, nicht mehr essen kann. Meist scheitert es am Teig. Ich verzichte lieber auf das ganze Beiwerk und löffle das Mus mit einem Naturjoghurt. Oder man mischt es unter Sauerrahm oder Topfen.

Die Bezeichnung Powidl stammt aus dem Tschechischen und wir Österreicher sagen ganz gerne „das is mir powidl“, was so viel bedeutet wie „das ist mir egal“.

Ganz original benötigt man für die Herstellung nur Zwetschgen und Wasser. Für eine etwas feinere Note kann man auch Zimt, ein wenig Nelken und sogar Rosmarin verwenden. Ich habe auch schon Lavendelblüten mitverkocht.

Rezept: Zwetschgenmus

  • 5 kg reife Zwetschgen
  • Etwas Wasser
  • 150 g Rohzucker
  • Nach Belieben: eine Zimtstange, etwas Nelken, ein Zweig Rosmarin oder ein Zweig Lavendel

 

Zwetschgen waschen, halbieren, entkernen und in kleine Stücke schneiden. In einen hohen Topf geben und etwas Wasser zufügen. Bei niedriger Temperatur rund acht Stunden ziehen lassen. Immer wieder umrühren. Gegen Ende der Garzeit Zucker und eventuell Gewürze zugeben. Nochmals gut eine Stunde weitergaren lassen. Gewürze eventuell wieder entfernen. Noch heiß in Gläser füllen, gut verschießen. Gläser auf den Kopf stellen und abkühlen lassen. Das tolle an Zwetschgenmus: es ist tatsächlich über Monate, sogar Jahre haltbar.

Alle Gast-Rezepte von Claudia Braunstein finden Sie hier.