2020 war ein turbulentes und herausforderndes Jahr. Dennoch blicken wir auf erfolgreiche Meilensteine zurück und freuen uns im Ausblick auf die kommenden Projekte.

GynTect® überzeugt im Testvergleich

Im November veröffentlichte das Fachjournal Clinical Epigenetics eine vergleichende Studie zu Tests in der Gebärmutterhalskrebsvorsorge. GynTect wurde zusammen mit dem QIAsure-Test, der ebenfalls auf epigenetischen Markern basiert, an einer Patientinnenpopulation getestet. Beide Tests können eingesetzt werden, um klinisch relevante, HPV-induzierte Gewebeveränderungen am Muttermund zu erkennen, die sich zu Krebs entwickeln können. Ziel der Studie war es, neben der Sensitivität auch die Spezifität der Tests zu vergleichen. Also herauszufinden, wie häufig die Tests ein falsch-positives Ergebnis liefern. Beide Tests zeigten eine sehr gute Erkennungsrate für hochgradige Läsionen und speziell für Krebserkrankungen. Jedoch war bei GynTect® die Spezifität deutlich höher, also die Rate der falsch-positiven Ergebnisse unter den gesunden HPV-positiven Frauen, sehr viel niedriger. Daher sollte GynTect® aufgrund seiner höheren Spezifität für CIN2+ oder CIN3+ vorzugsweise genutzt werden.

Wir sind aktiv in der Forschung trotz Corona

Im August 2020 erschien eine Studie über die psychische Belastung von Frauen bei Auffälligkeiten in der Gebärmutterhalskrebsvorsorge, an welcher wir mitwirkten. An dieser wissenschaftlich gestützten Online-Befragung nahmen mehr als 3.700 Frauen teil. Frauen mit auffälligem Pap-Befund oder einer HPV-Infektion gaben unter anderem an, dass sie Sorge tragen, an Krebs zu erkranken. Und das, obwohl weder ein auffälliger Pap-Befund noch eine HPV-Infektion einen sicheren Hinweis auf eine Krebserkrankung bietet. Knapp die Hälfte der Betroffenen äußerten sogar die Befürchtung, an Gebärmutterhalskrebs sterben zu können. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Archives of Gynecology and Obstetrics veröffentlicht.

Weiterhin erzielten wir wichtige Fortschritte in unserem Projekt zur Diagnostik von Kopf-Hals Tumoren: Seit 2019 entwickeln wir Tests basierend auf DNA-Methylierungsmarkern, die bei Krebserkrankungen im Mund- und Rachenraum eingesetzt werden sollen. 2020 startete die dazugehörige Studie „OncSaliva“ an der HNO-Klinik Jena. Bis Ende des ersten Quartals 2021 werden noch vier weitere Zentren hinzukommen. Insgesamt geben 150 Patientinnen und Patienten zum Zeitpunkt ihrer Krebs-OP eine Speichel- und Blutprobe ab. Außerdem wird Gewebe aus dem Tumor analysiert. In diesen Proben weisen wir unsere Methylierungsmarker nach. Auch 150 gesunde ProbandInnen werden eingeschlossen, von denen Gewebe und Speichelproben gesammelt werden. In der auf eine Operation routinemäßig erfolgenden Nachsorge geben die in die Studie eingeschlossenen PatientInnen bis zu zwei Jahre lang regelmäßig Speichelproben zur Rezidiverkennung ab. Wir analysieren anschließend die Methylierungsmarker im Speichel. Mithilfe dieser nicht-invasiven Methode soll im Follow-Up eine möglichst frühzeitige Rezidiverkennung ermöglicht werden. Die Studie läuft noch bis Ende 2023.

Ausblick 2021: Neue Kooperation und Auftritt auf der Eurogin

Im Mai liegen die Ergebnisse der GynTect-PRO-Studie vor. 2017 starteten wir die dreijährige Verlaufsstudie mit dem GynTect-Testverfahren. Die Studie berücksichtigt die Daten von  Patientinnen in zehn Studienzentren in Deutschland. Sie soll zeigen, dass junge Patientinnen mit einem negativen GynTect-Ergebnis trotz Gewebeveränderungen am Muttermund keinen Gebärmutterhalskrebs entwickeln, sondern die Zellveränderungen von allein ausheilen.

Außerdem freuen wir uns auf die nächste erfolgreiche Etappe in unserem internationalen Vertrieb: Unlängst schlossen wir eine Partnerschaft mit dem internationalen Diagnostikkonzern EUROIMMUN Medizinische Labordiagnostika AG ab.

Save the Date: Wir sind auf dem internationalen, multidisziplinären HPV-Kongress Eurogin vom 30. Mai bis 1. Juni 2021 mit einem Messestand vertreten.

Wir von der oncgnostics GmbH forschen und entwickeln Krebstests auf molekularbiologischer Basis. Eines unserer Produkte ist GynTect, ein Test auf Gebärmutterhalskrebs. Er ist in der Lage, Gebärmutterhalskrebs bereits in seinen Vorstufen zu erkennen. Für seine Durchführung ist ein gynäkologischer Abstrich beim Frauenarzt ausreichend.

 

Titelbild: Pharma-Biotechnologin Theresa Erler im oncgnostics Labor / © Eberhard Schorr

Die Bemühungen zur Gebärmutterhalskrebsvorsorge weisen innerhalb Europas große Unterschiede auf. Während Belgien, Dänemark, Irland und Großbritannien gute Präventionsstrategien zeigen, verfügen andere Länder z. B. über keine klaren Regelungen zu HPV-Impfungen. Auch in Deutschland ist noch Luft nach oben. Das verdeutlicht eine aktuelle Studie des European Parliamentary Forum for Sexual & Reproductive Rights (EFP), deren Ergebnisse das Netzwerk im Europaatlas Cervical Cancer Prevention Atlas festhält[1]. Am heutigen Weltkrebstag möchten wir die Kernaussagen der Studie vorstellen, um erneut für das Thema zu sensibilisieren.

In Europa erhalten jedes Jahr über 60.000 Frauen die Diagnose Gebärmutterhalskrebs. Mehr als 25.000 Betroffene sterben jährlich an der Krankheit. Damit ist die Krebsart zwar „nur“ die neunthäufigste Krebserkrankung bei Frauen in Europa insgesamt, aber die zweithäufigste Krebstodesursache bei Frauen im Alter von 15 bis 44 Jahren. Die Zahlen erschrecken. Jedoch zeigt die EFP-Erhebung, dass es bereits funktionierende Vorsorgesysteme gibt.

So zum Beispiel in Dänemark. Das Land hat als eines der ersten die HPV-Impfung eingeführt[2]. Um die Vorteile der Impfung bekannt werden zu lassen, führte die Regierung 2016 eine großflächige Kampagne unter dem Motto „Stop HPV, Stop Cervical Cancer“ durch. Gesundheitsexperten klärten dabei Eltern über die Chancen und Risiken der Impfung auf. In Folge der Kampagne stieg die Anzahl der geimpften Mädchen signifikant an, wodurch sich die Zahl der Infizierten vermindert(e). Heute werden auch Jungen in Dänemark kostenlos geimpft. Weiterhin verfügt das vergleichsweise kleine Land über ein ausgereiftes Screening-Programm für Erwachsene.

Klare Unterschiede in der Gebärmutterhalskrebsvorsorge

Insgesamt bewertet die Studie die Vorsorgemaßnahmen von 46 europäischen Ländern. Das Engagement im Kampf gegen die Krankheit unterscheidet sich deutlich:

  • In 35 Ländern laufen HPV-Impfprogramme.
  • 29 Länder bieten Screening-Programme zur Gebärmutterhalskrebsvorsorge an. In 17 Ländern wird diese als umfassend bewertet.
  • Lediglich in 15 Ländern stellt die Regierung gut aufbereitetes Online-Material und Websites zur Aufklärung über die Risiken und Folgen der Krankheit zur Verfügung.

Deutschland erreicht im Bereich der Impf-Vorsorge und Aufklärungsarbeit die volle Punktzahl. Abzug wird in Hinblick auf das nationale Screening-Programm erteilt, was zu einem Gesamtranking auf Platz 12 von 46 führt. Hier gibt es entsprechend noch einiges zu tun. Ein erster Schritt sind die Anschreiben, die Frauen ab 20 Jahren seit Anfang 2020 aktiv zum Krebsfrüherkennungsprogramm für Gebärmutterhalskrebs einladen. Darüber hinaus sind Abstrich-Selbstentnahme Kits für zu Hause eine vielversprechende Option. In den Niederlanden werden diese bereits angeboten.

Lokale Unterschiede werden im Cervical Cancer Prevention Atlas ebenfalls erkennbar. Den Farben des Ampelsystems folgend, sind die gut abschneidenden Länder in Nord- und Zentraleuropa grün dargestellt. Je weiter man sich auf der Karte Richtung Osten und Süden bewegt, desto mehr Rottöne treffen den Blick. Laut der Studie verfügen acht europäische Länder über gar keine staatlichen Regeln zu Präventionsmaßnahmen.

Deutschland hat Vorbildfunktion

„Erneut zeigt sich, dass für Themen der Frauengesundheit nicht genug Aufmerksamkeit geschaffen werden kann. Deutschland sollte sich hier seiner Vorbildfunktion bewusst werden. Gleichzeitig gilt es, unsere Nachbarn nicht aus dem Blick zu verlieren, sondern solidarisch gegen Gebärmutterhalskrebserkrankungen vorzugehen“, so unsere Geschäftsführerin Dr. Martina Schmitz.

Erst kürzlich betonte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus auf der Jahrestagung der Weltgesundheitsorganisation die Bedeutung der HPV-Impfung in Hinblick auf die hohen Todeszahlen, die jährlich auf die Krankheit zurückzuführen sind.

 

 

Titelbild: Cervical Cancer Prevention Policy Atlas (© European Parliamentary Forum for Sexual & Reproductive Rights)

[1] www.epfweb.org/node/553

[2] www.epfweb.org/sites/default/files/2020-05/hpv_and_cervical_cancer.pdf, S. 10