Fruchtbarkeitstracker, digitale Beckenbodentrainer und Gentests, die die Wahrscheinlichkeit von Endometriose vorhersagen – die Beispiele für sogenannte FemTech-Produkte sind vielfältig. Ihr gemeinsames Ziel ist es, überfällige Tabus zu brechen. Themen wie die Gesundheit von Frauen, die Periode und weibliche Sexualität sollen die verdiente Aufmerksamkeit erhalten. Auf der Basis von intelligenten Technologien, eleganten Designs und cleverer Vermarktung liefert die FemTech-Branche smarte Lösungen für frauenspezifische Gesundheitsanliegen.

Der Begriff „FemTech“ beschreibt HighTech und Apps, die sich spezifisch an die weibliche Gesundheit richten. Er wurde erstmals von Ida Tin genutzt, die als Gründerin die App Clue mitentwickelte. Die App analysiert den individuellen Zyklus und möchte so z. B. Frauen mit Kinderwunsch helfen, schwanger zu werden.

Zurzeit erfährt die FemTech-Branche einen regelrechten Boom. Und das ist auch richtig so. Immerhin ist die Hälfte der Bevölkerung weiblich (kleine, freundliche Erinnerung 😉). Ihr Anteil in der medizinischen Forschung ist hingegen noch ausgesprochen niedrig.

Frauenkörper ticken anders

Laut der Analysefirma Pitchbook sind lediglich vier Prozent der gesamten Forschung und Entwicklung speziell auf die Gesundheit von Frauen ausgerichtet1. Zeitgleich werden die meisten medizinischen Studien mit männlichen Probanden durchgeführt. Das führt bis heute dazu, dass Medikamente für Frauen teilweise weniger wirksam oder falsch dosiert sind. Auch Fehldiagnosen sind keine Seltenheit. Beispielsweise weichen die Anzeichen eines Herzinfarkts bei Frauen stark von den „typischen“ Symptomen bei Männern ab und werden daher oft nicht erkannt.

Doch nicht nur im biologischen Aufbau unterscheiden sich Frauen- und Männerkörper voneinander. Vielmehr gehen sie ihre Gesundheit auch mit einem anderen Bewusstsein an. Entsprechend sinnvoll scheint es, die Gesundheitsversorgung geschlechterspezifisch auszurichten. FemTech Entwicklerinnen und Entwickler haben dies erkannt und sorgen mittlerweile für einen lebhaften und nötigen Aufschwung in der Medizin.

Boom des FemTech-Markts und weibliche Kaufkraft

Der FemTech-Markt ist mit seinen technologischen Angeboten für die Frauengesundheit noch jung und bislang unterfinanziert. Allerdings profitiert er stark vom Trend zur digitalen Medizin. Erste Prognosen zeigen, dass der Markt 2025 bereits einen Wert von 50 Milliarden US-Doller haben könnte. Das wird dadurch unterstützt, dass Frauen im Vergleich zu Männern pro Person fast 30 Prozent mehr für gesundheitliche Produkte und Dienstleistungen ausgeben. Die weibliche Kaufkraft sollte entsprechend nicht unterschätzt werden2.

Dennoch ist es für FemTech-Unternehmen oft schwer, sich im Markt zu etablieren. Das liegt u. a. am hohen Anteil männlicher Investoren. Sie bringen weniger Verständnis für Themen der Frauengesundheit auf und können den Mehrwert einzelner Produkte nicht richtig einschätzen. Besserung ist jedoch in Sicht: Mit einer zunehmenden Anzahl von Investorinnen steigen auch die Geldanlagen für FemTech-Startups langsam.

Gewinn für die Frauengesundheit

Gesundheit von Frauen ist für uns alle wichtig, unabhängig von unserem Geschlecht. Ganz einfach deshalb, da geschlechterspezifische Medizin Gesundheitskosten insgesamt senkt und vorhandene Gelder besser eingesetzt werden können.

Mittlerweile gibt es weltweit über 200 von Frauen gegründete und geleitete Startups und Unternehmen, die Frauengesundheit mit Digital Health Technologien verbinden. Indem ihre Ideen und Produkte flächendeckend gefördert werden, könnten FemTech-Produkte schrittweise immer mehr in die digitale Gesundheitsversorgung und -vorsorge eingebunden werden. Gleichzeitig könnten die gewonnenen Daten für Forschungsprojekte dienen und FemTech-Nutzerinnen für die Teilnahme an klinischen Studien rekrutiert werden.

 

Quellen

[1] PitchBook Analyst Note (2020): Femtech Expected to Break New Grounds. Segmenting the rapidly growing femtech venture space. Online unter: www.pitchbook.com/news/reports/q3-2020

[2] Korte, L. (2021): Femtech – Genderspezifische Versorgung mit großem Marktpotenzial. Online unter: www.atlas-digitale-gesundheitswirtschaft.de/femtech-genderspezifische-versorgung-mit-grossem-marktpotenzial

 

Titelbild: sdecoret/Shutterstock.com

Step USA

Was muss beachtet werden, wenn man als deutsches Biotech-Unternehmen auf dem amerikanischen Markt durchstarten möchte? Welche rechtlichen Grundlagen und Herausforderungen sind damit verbunden? Einen Einblick bekamen wir auf der „Step USA Virtual“ vom 28.06. bis 01.07.2021.

Das viertägige Startup Bootcamp fand in New York bzw. für uns coronabedingt virtuell statt. Die Step USA wurde 2014 von der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer New York (GACC NY) ins Leben gerufen und wird zusammen mit der Industrie- und Handelskammer Frankfurt Main, dem TechQuartier, dem Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, dem Start Hub Hessen, der Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen (STIFT) sowie der bm-t beteiligungsmanagement thüringen gmbh organisiert. Aus Deutschland nahmen etwa 40 Unternehmen aus verschiedenen Branchen teil, davon 12 aus Thüringen. Wir gehörten neben der Dynamic42 GmbH, der c-LEcta GmbH und anderen zu den von der bm-t auserwählten Unternehmen.

Geschäftskultur, Rechtslage, Einwanderung: Wie tickt die USA?

Wir lernten im Rahmen dieses Intensivprogramms zahlreiche amerikanische Branchenexperten, Mentoren und Investoren kennen. Sie berieten uns hinsichtlich der Geschäftskultur in den USA, dem Unternehmensmarketing, der Kapitalbeschaffung und den Richtlinien zur Einwanderung. Besonders interessant waren für uns die Rechts- und Steuerthemen, denn diese bilden die Grundlage für unseren geplanten Markteintritt.

Neben theoretischen Coachings wurden wir im Storytelling sensibilisiert. Die Geschäftssprache in Deutschland unterscheidet sich teilweise stark von der amerikanischen.

Gerade in Bezug auf Investoren-Pitches ist es wichtig, darauf zu achten, wie man in der jeweiligen Kultur seine Geschäftsmodelle überzeugend kommuniziert.

Ein besonderes Highlight war die Session mit Susan Lindner zum Thema „Powerful Messaging & Storytelling“. Susan legte auf interaktive Weise dar, dass die Darstellung beim Verkauf eine wichtige Rolle spielt. Vor allem gilt es, die Vorteile für den Käufer stärker hervorzuheben als die Vorteile des eigenen Produktes.

Unser persönliches Fazit

Die vier Tage waren sehr informativ und wir haben viel über die amerikanische Unternehmenskultur, speziell für unsere Branche, gelernt! Wir möchten uns bei den Organisatorinnen Andrea Diewald und Irene Fuchs von der deutsch-amerikanischen Außenhandelskammer für dieses tolle Programm bedanken.

Dennoch ersetzt eine digitale Reise natürlich nicht die Vor-Ort Veranstaltung: Im Herbst soll das Step USA Programm wieder in New York stattfinden – wir hoffen, dass wir dann live dabei sein können.

Seitdem Anfang 2020 die Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung in Deutschland um einen routinemäßigen HPV-Test für Frauen ab 35 ergänzt wurde, sehen sich mehr Personen mit einem positiven Testergebnis konfrontiert. Wichtig ist vorab, dass dies keinen Grund zu Panik darstellt. Ein positives Testergebnis ist nicht mit einer Krebsvorstufe oder gar Krebs gleichzusetzen. Vielmehr infizieren sich die meisten sexuell aktiven Menschen mindestens einmal in ihrem Leben mit Humanen Papillomaviren (HPV). In 90 Prozent der Fälle heilen die Infektionen von allein wieder aus. Ist ein HPV-Test positiv, wird dadurch also nicht direkte eine aufwändige Behandlung notwendig. Zuerst ändert sich nur der Kontrollrhythmus: Anstelle von drei Jahren wird bereits nach zwölf Monaten ein weiterer HPV-Abstrich durchgeführt. Es gilt zunächst, Ruhe zu bewahren. (Wie man zu schneller Gewissheit gelangt, besprechen wir am Ende des Blogbeitrags).

Was bedeutet HPV positiv?

Ein positiver HPV-Test weist auf eine klinisch relevante HPV-Infektion am Gebärmutterhals hin. Damit ist ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Gewebeveränderung verbunden. Diese Veränderungen entwickeln sich sehr langsam und über Jahre hinweg. Ein einmalig positiver HPV-Test sagt deshalb nichts über eine Krebserkrankung aus – er weist lediglich eine vorliegende Virus-Infektion nach1.

Ist der erneute HPV-Abstrich nach einem Jahr ebenfalls positiv, folgt innerhalb von drei Monaten eine sogenannte Kolposkopie. Dabei wird mit einer speziellen Lupenvergrößerung abgeklärt, ob Gewebeveränderungen vorliegen2.

Bei ungefähr zehn Prozent der Infizierten kann der Körper HPV nicht selbst erfolgreich bekämpfen. In diesen Fällen können sich Gewebeveränderungen entwickeln, die Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs entsprechen oder sich im Verlauf zu Krebs entwickeln3. In Zahlen trifft dies auf 4.500 Personen von bis zu 500.000 zu, die jährlich ein auffälliges Testergebnis erhalten. Daher ist es wichtig, Vorsorgetermine wahrzunehmen.

Unterscheidung von Hoch- und Niedrigrisiko HPV-Typen

Inzwischen sind über 200 verschiedene HPV-Arten bekannt. Gebärmutterhalskrebs oder Genitalwarzen werden von etwa 40 HPV-Typen ausgelöst4. Sie sind in zwei Kategorien unterteilt:

  • Die Niedrigrisikotypen können lästige und wiederkehrende Genitalwarzen verursachen. Diese lassen sich durch verschiedene Behandlungsmöglichkeiten (z.B. Salben, Vereisung, Lasertherapie) gut therapieren5.
  • Wird einer der Hochrisikotypen festgestellt, ist die regelmäßige Nachkontrolle auf Zellveränderungen essenziell. Vor allem am Gebärmutterhals können die HPV High-Risk-Typen zu Krebserkrankungen führen. Darüber hinaus stellen sie einen möglichen Auslöser für Kopf-Hals-Tumoren

Generell gilt es zu beachten, dass eine HPV-Infektion selbst nicht behandelt werden kann. Allerdings sollten die jeweiligen Auswirkungen im Auge behalten und Gewebeveränderungen behandelt werden.

HPV: Partnerschaft nicht zwingend betroffen

Die erstmalige Diagnose einer HPV-Infektion im Rahmen der neuen Vorsorge wirft häufig Fragen auf. Da im Moment keine regelmäßigen Tests auf HPV bei Männern vorgesehen sind, werden Infektionen primär durch die Krebsvorsorge bei Frauen festgestellt. Zentral ist zu wissen, dass die Infektion schon seit vielen Jahren oder Jahrzehnten vorliegen kann. Kein Testverfahren kann die Frage beantworten, wann es zu einer Infektion kam. Sie spielt für den Verlauf der normalerweise harmlos verlaufenden Infektion auch keine Rolle. Die Frage wer wen in einer Partnerschaft angesteckt hat, ist ebenfalls kaum zu klären. Das liegt daran, dass die HP-Viren in der Bevölkerung insgesamt weit verbreitet sind. Dementsprechend kann sich HPV trotz fester Partnerschaft bemerkbar machen.

In neuen Partnerschaften lässt sich das Risiko einer Ansteckung beispielsweise durch den Einsatz von Kondomen beim Geschlechtsverkehr verringern. Eine weitere Möglichkeit der Vorsorge besteht in der Impfung gegen einige der krebserregenden HPV-Typen6.

Schnelle Gewissheit durch GynTect

Natürlich kann die Wartezeit zwischen den Kontrollterminen belastend sein. Eine Studie unter Co-Autorschaft unserer Geschäftsführenden Dr. Alfred Hansel und Dr. Martina Schmitz ergab, dass die psychische Belastung in der Gebärmutterhalskrebsvorsorge sogar zu Anzeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung führen kann7.

Um diese unklare Situationen schnellstmöglich aufzulösen, haben wir GynTect entwickelt. Der molekularbiologische Gebärmutterhalskrebstest ist in der Lage, eine Krebserkrankung bereits in ihren Vorstufen zu erkennen. Für die Durchführung ist ein gynäkologischer Abstrich beim Frauenarzt ausreichend.

Fragen Sie den Arzt oder die Ärztin Ihres Vertrauens

Die hier dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung. Sie stellen keine Empfehlung oder Bewerbung der beschriebenen oder erwähnten diagnostischen Methoden, Behandlungen oder Arzneimittel dar. Der Text erhebt weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch garantiert er die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Informationen. Er ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt und darf nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer den Arzt oder die Ärztin Ihres Vertrauens!

 

Quellen

[1] Projektgruppe ZERVITA (Hrsg.): HPV-Test.

[2] Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) (2021): HPV-positiv: Was nun?

[3] und [4] Dr. med. Katharina Anstett (2020): HPV-Nachweis (Positive Testung auf ein Humanes Papillomavirus).

[5] Robert Koch Institut: Erläuterungen zum Befund Ihres HPV-Tests.

[6] Dr. med. Katharina Anstett (2020): HPV-Nachweis (Positive Testung auf ein Humanes Papillomavirus).

[7] Jentschke, M., Lehmann, R., Drews, N., Hansel, A., Schmitz, M., Hillemanns, P. (2020): Psychological distress in cervical cancer screening: results from a German online survey. Archives of Gynecology and Obstetrics, 3/2020, 699-705.

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