Von Beginn an arbeiten und forschen immer wieder Studierende der Biologie, Biochemie, Biotechnologie und zurzeit auch Bioinformatik in unserem Team mit. Mittlerweile konnten wir mehr als zehn Abschlussarbeiten betreuen. Vier Mitarbeiterinnen fanden über eine solche Zusammenarbeit ihren festen Platz in unserem Unternehmen. Durch den frischen Input der Studierenden bleiben wir an aktuellen Wissenschaftstrends und Forschungsthemen dran. Gleichzeitig können wir die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von morgen in ihrem Werdegang unterstützen.

So zuletzt unsere Mitarbeiterin Dr. Carolin Dippmann. 2017 fragte sie uns an, ob wir für ihre Promotion in Biotechnologie mit der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena kooperieren würden. Damit waren wir natürlich gern einverstanden. Vor kurzem schloss sie nach vier Jahren ihre Promotion ab.

Im Folgenden verrät sie, um was es dabei ging.

Carolin, du hast deine Dissertation zum Thema „Biologie der Marker“ geschrieben, was genau verbirgt sich dahinter?

Krebs zeichnet sich u. a. durch ein verändertes DNA-Methylierungsmuster aus. Das heißt Krebsgewebe zeigt in bestimmten DNA-Abschnitten (diese können je nach Krebsentität unterschiedliche sein) eine chemische Veränderung der Erbinformation (DNA-Methylierung).

Ziel meiner Arbeit war es, diese Veränderungen im Bereich der GynTect® Marker explizit den Krebszellen bzw. entarteten Zellen in den Krebsvorstufen zuzuweisen. Dazu habe ich in Gewebeproben von Patientinnen die Tumorzellen von umliegenden Zellen separiert. Beide Proben untersuchte ich dann getrennt voneinander hinsichtlich ihrer chemischen Modifikation mit Hilfe der Methode der Next Generation Sequenzierung.

Was ist das Besondere an der Next Generation Sequenzierung?

Die Next Generation Sequenzierung ist eine Form der DNA-Sequenzierung. Sie zeichnet sich durch eine parallele Sequenzierung einer sehr großen Anzahl von DNA‑Molekülen, einer geringen Fehlerrate und extremen Datentiefe aus. Durch Anwendung dieser Methode war eine Untersuchung auf tiefstem molekularen Niveau möglich – eine Einzelsequenzanalyse.

Wie bist du auf die oncgnostics als Kooperationspartner für deine Promotion gekommen?

Eine Bekannte berichtete mir von der oncgnostics GmbH und dem Arbeitsgebiet der Firma. Sie hatte in einem Vortrag u. a. gehört, dass hier in Kooperation mit der Klinik für Frauenheilkunde schon einmal ein Stipendium über die Thüringer Aufbaubank (TAB) für eine Doktorandenstelle vergeben wurde. Wie das genau ablief, durfte ich neulich in einem Interview mit der TAB erzählen. Daraufhin nahm ich Kontakt auf und habe angefragt, ob diese Möglichkeit erneut besteht und ob ein Forschungsthema offen sei. Die Chemie hat gestimmt und es wurden die nötigen Schritte für die Schaffung der Doktorandenstelle in die Wege geleitet.

Was hat dich an dem Forschungsbereich fasziniert?

Das Thema Gebärmutterhalskrebs fand ich sehr interessant. Es ist thematisch nah am Menschen und man kann mit dem Begriff etwas anfangen. Vor allem konnte ich durch meine Arbeit einen weiteren Beitrag im Zusammenhang mit dieser Erkrankung liefern.

Wie geht es jetzt weiter?

Ich bleibe im Unternehmen und beschäftige mich als wissenschaftliche Mitarbeiterin mit weiteren Pipeline-Projekten. Außerdem arbeite ich gemeinsam mit unserer nächsten Doktorandin an der Implementierung der Methode der „Oxford Nanopore Sequenzierung“, auch Third Generation Sequencing genannt, im Labor.

 

Vielen Dank für das Gespräch liebe Carolin! Wir gratulieren auf diesem Weg noch einmal herzlich zur erfolgreichen Promotion und freuen uns, dass du deinen Weg in unsere Reihen gefunden hast.

Wer ebenfalls Interesse an einer Kooperation hat, setzt sich gern mit unserer Geschäftsführung in Verbindung. Hier geht’s zum Kontaktformular.

 

Titelbild: Susanna Viehmann, Thüringer Aufbaubank

YES!CON

Am 18. und 19. September 2021 findet die zweite YES!CON in Berlin statt. Die größte Krebs-Convention fördert die Kommunikation unter Betroffenen und schafft mehr Aufmerksamkeit für das Thema Krebs. Wir haben uns mit Geschäftsführer Jochen Kröhne über das Event unterhalten und herausgefunden, welche Chancen es für Betroffene und Angehörige birgt.

Herr Kröhne, Ziel der YES!CON ist es, das Thema Krebs in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. Woran liegt es, dass dies heute noch nicht der Fall ist? Warum ist es so schwer, über Krebs zu sprechen?

Jochen Kröhne: „Es hat sich in den vergangenen Jahren viel verändert, aus unserer Sicht zum Positiven. Krebs ist heutzutage weniger ein Tabuthema. Jedoch ist es oft noch mit Scham behaftet und teilweise mit der Angst, berufliche und persönliche Nachteile zu erleben. Statistisch gesehen erkrankt in Deutschland jeder zweite Mensch an Krebs1 und jährlich sind eine halbe Million Menschen betroffen. Diese Zahlen sind in der Gesellschaft noch nicht überall präsent. Dies deutet darauf hin, dass die Leute nicht offen damit umgehen. Wir setzen uns deswegen dafür ein, das Thema Krebs in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. Auf der YES!CON geht es hauptsächlich um Patient Empowerment und darum, dass niemand schuld an seiner Krankheit ist. Die Teilnehmenden werden ermutigt, selbstbewusst mit der Krankheit umzugehen.“

Themenschwerpunkt in diesem Jahr ist „Leben mit Krebs“. Welche Infos und Formate erwarten Betroffene und Interessierte bei der YES!CON?

Jochen Kröhne: „Die Palette ist breit und dreht sich rund um das Leben mit Krebs. Wir sträuben uns zudem nicht vor dem Thema „Sterben durch Krebs“: Wie sieht es mit Hospitalisierungs-Angeboten aus? Wie geht man damit um, wenn Menschen austherapiert sind und es nun keine weiteren Optionen gibt? Es gibt auch viele Themen für Familien und zur Forschung, wie Impfungen. Das ist beispielsweise bei Gebärmutterhalskrebs eine tolle Sache, dass es eine Impfung gibt. Und andere mRNA-Stoffe haben auch die große Chance, Krebs zu bekämpfen. Dadurch kann man perspektivisch aggressiven Chemotherapien vorbeugen.“

Die YES!CON stieß im letzten Jahr auf eine große Resonanz. Was sind die Erwartungen für dieses Jahr?

Jochen Kröhne: „Die YES!CON findet dieses Mal vor Ort mit Hygienekonzept statt. Wir hoffen natürlich vor Ort und vor allem online auf mehr Publikum. Es war uns jedoch von Anfang an ein Anliegen, die YES!CON hybrid zu veranstalten. Nicht alle Krebserkrankte können teilnehmen und deswegen bieten wir einen Stream an. Es kann sich jeder barrierefrei anmelden. Darüber hinaus kann man über die YES!App Fragen an Moderatoren einstellen und live mit ihnen interagieren. 2022 werden wir hoffentlich noch mehr Gäste reinlassen und noch mehr Panels anbieten dürfen. Dabei zählen wir stets auf die Unterstützung von prominenten Gästen. Wir haben zum Beispiel Jens Spahn als Schirmherr der Veranstaltung gewonnen. Die Idee ist, dass nicht nur Fachleute kommen, sondern auch Mutmacher und Personen, die politisch und gesellschaftlich aktiv sind. Der Kern der Message soll sein, dass man nicht allein ist.“

À propos Prominente: Sie arbeiten viel mit Influencern zusammen, unter anderem mit Myriam von M, mit der wir auch kooperieren. Was können Betroffene aus Ihrer Sicht am besten vermitteln?

Jochen Kröhne: „Es gibt Menschen, die nicht über ihre Krebserkrankung reden wollen. Und es gibt wiederum Menschen, die das Bedürfnis haben zu reden und anderen Menschen zu helfen. Blogger und Influencer sind so erfolgreich, weil betroffene Leute sich mit ihnen identifizieren können. Es gibt aber auch Prominente, die indirekt betroffen sind. Wie Stefanie Giesinger, Joko Winterscheidt und Tim Mälzer. Wir laden Prominente generell nicht ein, weil sie prominent sind. Sie müssen zur Krankheit einen persönlichen Bezug haben. Ansonsten können sie nicht empathisch und authentisch darüber sprechen.“

Wir von oncgnostics versuchen, unseren Beitrag dazu zu leisten, dass mehr über Krebserkrankungen gesprochen wird. Wir wissen, dass Aufklärung und Wissen über die Krankheit zentral sind, damit z. B. Patienten im Fall einer Erkrankung frühzeitig eine Diagnose bekommen. Was ist der Wunsch der YES!CON-Veranstalter an uns als Unternehmen, um das Thema Krebs weiter zu enttabuisieren?

Jochen Kröhne: „Wir müssen mehr über Krebs sprechen, um vor allem auf Vorsorgeprogramme aufmerksam zu machen. Eine Krankheit wird behandelt, doch vieles hätte man durch eine frühzeitige Erkennung verhindern können. Das wäre das Allerbeste für alle Krebsarten. Dafür muss diese Krankheit in der Gesellschaft breitflächig thematisiert werden und dafür ist meiner Meinung nach jedes Mittel recht. Ob Emotionen oder Comedy, die Leute sollen abgeholt werden. Wir bekamen schon Kritik wie: „Ihr macht das mit Promis und setzt auf Lifestyle.“ Genau, denn damit erreichen wir junge Menschen und sensibilisieren sie für ein Thema, das sie noch nicht tangiert. Damit kann man das Thema „Krebs“ schneller enttabuisieren, für Aufklärung sorgen und zur Vorsorge bewegen.“

Wer die Veranstaltung verfolgen möchte, kann dies kostenlos online tun: Am 18. und 19. September 2021 über die Website www.yescon.org. Vielen Dank an Herrn Kröhne für das informative Gespräch!

 

[1] Robert Koch Institut (2017): Krebs in Deutschland für 2013/2014, S. 19

Rezidivverdacht Claudia Braunstein

Vor einem Rezidiv hatte ich zwar nie direkt Angst, aber das Thema schwebte schon im Hinterkopf herum. Schließlich wusste ich, dass ein Plattenepithelkarzinom sehr rezidivanfällig ist. Mein Name ist Claudia Braunstein, 2011 überlebte ich Krebs am rechten Zungenrand. Drei Jahre später sah ich mich plötzlich mit einem Rezidivverdacht konfrontiert – der Krebs war möglicherweise zurückgekehrt. An dieser Stelle möchte ich meine Erfahrung in einem Gastbeitrag teilen.

Es traf mich völlig unvorbereitet. Ich bin ein Mensch, der gerne zur Nachsorge geht, da das für mich immer eine Bestätigung ist, dass alles in Ordnung ist. Ich hatte auch keinerlei Beschwerden und ging eben alle drei Monate zum MRT. Beim Nachgespräch mit meiner Ärztin, die mich schon durch meine Krankenzeit begleitete, merkte ich sofort, dass etwas anders ist. Dann sagte sie den Satz: „Es tut mir leid, wir müssen etwas Ernsthaftes besprechen. Wir haben etwas gefunden, das da nicht hingehört.“ Ich wurde dann direkt in die Kieferchirurgie überwiesen.

Die Empfangsdame schaute mich an, als wäre ich bereits gestorben. Das Behandlungszimmer war voller Ärzte mit ernsten Gesichtern. Ich bat sie gleich darum, nicht herum zu schwafeln. Ich bin ein sachlicher Mensch, ich kann mit Klartext umgehen.

Ein Rezidiv passt zeitlich gerade gar nicht

Spannend war für mich selbst, was der Verdacht eines Rückfalls mit mir als Patientin gemacht hatte. Ich saß danach im Auto und habe erst einmal geheult. Denn wenn es das sein sollte, was die Ärzte vermuten, dann ist es in einem Teil meines Unterkiefers. Ich hätte eine ähnliche Prozedur wie bei meiner ersten Diagnose zu überstehen, nur mit fataleren optischen Auswirkungen in meinem Gesicht. Ich hatte nicht direkt Angst. Ich wusste, ich hatte das schon einmal überlebt und kann das noch ein zweites Mal schaffen. Ich war richtig zornig.

„Das passte zeitlich überhaupt nicht!“, dachte ich mir. Als würde sowas irgendwann passen. Aber meine Tochter bereitete gerade ihre Hochzeit vor, ich stand kurz vor dem Abschluss meiner psychoonkologischen Ausbildung, außerdem hatte ich noch eine Reise vor.

Pragmatischer Modus: Ich brauche einen tollen Fotografen

Noch im Auto habe ich nicht gehadert, sondern sofort Pläne entwickelt. Mein erster verrückter Gedanke war: Ich muss einen Termin bei einem tollen Fotografen machen. So schön werde ich nie wieder sein! Es ging ja um meinen Unterkiefer. Die Hochzeit meiner Tochter müsste verschoben werden und ich könnte den Vortrag für meinen Abschluss ja jetzt schon per Video aufzeichnen. Das ließe sich ja mit den Verantwortlichen besprechen.

Lange Zeit der Abklärung und Kontrolle

Ein knappes halbes Jahr wurde ich dann sehr engmaschig kontrolliert. Insgesamt hatte ich drei Biopsien. Eigentlich war nach der ersten bereits klar, dass es nicht bösartig ist. Schließlich hatte sich herausgestellt, dass ich durch meine vorangegangene Behandlung einen permanenten Zug auf den Zungenmuskel habe und sich dadurch eine Entzündung entwickelt hat. Der Rezidivverdacht bestätigte sich zum Glück nicht.

Es zeigt sich, wie wichtig Nachsorge ist

Ich bin mental so eingestellt, dass mir nichts Negatives mehr passieren kann. Ein Rezidiv würde nicht lustig werden, aber bringt mich auch nicht um. Ich bin da ein ganz sachlicher Typ und habe das Gefühl, ich wüsste ja, was auf mich zukommen würde. Ich habe meine Situation akzeptiert.

Obwohl ich durch den Rezidivverdacht eine aufreibende Zeit erlebte, bin ich nicht wütend, unnötig beunruhigt worden zu sein. Im Gegenteil: Für mich hat sich die Wichtigkeit der Nachsorge herausgestellt. Denn ich hatte ja keine Beschwerden. Wäre es etwas Ernsthaftes gewesen, wäre es rechtzeitig erkannt worden.

 

Fotos im Titel: privat; R.E.S Photo